Der Vereinsvorsitzende Michael Welling kommentiert: „Geschickt ist anders.“ Der Stadion-Eigentümer verweist auf sein Hausrecht. Der Dreh muss ganz fix über die Bühne gegangen sein: Für rund eine Stunde rückte vor einiger Zeit ein Fernseh-Team von Sport1 in Essen an, um Material für die Reihe „Fantausch“ zu drehen. Drehort: das Stadion Essen, die Heimstatt von Rot-Weiss Essen. Es „tauschen“ die Farben: ein Fan des MSV Duisburg und ein Fan des VfL Bochum. Das Resultat: Die rot-weisse Fanseele ist in Wallung. Der Verein kommentiert den Dreh auf seiner offiziellen Facebook-Seite am Mittwoch mit diesen Zeilen: „Uns fehlen die Worte. Nur so viel: Hätten wir Hausrecht, wäre es ganz sicher nicht zu diesen Dreharbeiten gekommen!“
Der Vereinsvorsitzende Michael Welling teilt diese Position: „Wir haben mit der Nummer nichts zu tun und wir hätten es auch nicht erlaubt.“ Die Gerüchteküche brodelt bereits, es heißt, dass sich der MSV- und der VfL-Fan in den TV-Beiträgen abfällig über Rot-Weiss Essen und das Stadion Essen geäußert haben sollen. „Das wäre etwas, was die Fans nur schwer verstehen könnten“, sagt Welling. Borussia Dortmund würde schließlich auch keine Dreharbeiten mit einem Schalker im eigenen Stadion zulassen.
Für die GVE ist die Aufregung nicht zu verstehen
Für den Stadion-Eigentümer, die Grundstücksverwaltung Essen (GVE), ist die Aufregung nicht zu verstehen. Als „anmaßend“ empfindet Markus Kunze die Forderung, die GVE müsste sich vor externen Vermietungen mit dem Verein absprechen, der Aufwand sei einfach zu groß: „Wir werden uns auch künftig nicht mit Rot-Weiss Essen abstimmen können oder wollen.“ Das muss die GVE auch nicht, schließlich hat sie im Stadion das Hausrecht: „Und wer das hat“, sagt Kunze, „der bestimmt auch, wer reinkommt.“
„Geschickt ist anders“, kommentiert Michael Welling dennoch den Dreh. Trotz der Ausschreitungen zwischen Essener und Duisburger Fans beim Derby-Cup im Januar dieses Jahres gibt es zwischen diesen Clubs ebenso wie zu den Bochumern zwar keine „Fan-Feindschaft“, aber das ist für den Vereinsvorsitzenden auch nicht der springende Punkt: „Es geht darum, was die Heimspielstätte für die Fans bedeutet. In unserem Stadion muss es um Rot-Weiss Essen gehen.“
Wohl keine Großveranstaltung von Schalke 04 an gleicher Stelle
Mangelnde Sensibilität will sich die GVE nicht vorwerfen lassen. Es habe sich bei dem Dreh schließlich nicht um eine Schalke-Großveranstaltung gehandelt: „Uns war nicht bewusst, dass der MSV Duisburg oder der VfL Bochum ein Problem darstellen“, sagt Kunze. Intern habe die GVE dem Dreh ohnehin kaum Bedeutung zugemessen. Im Terminkalender für das Stadion sei er gar nicht vermerkt. Auch Geld dürfte Sport1 für die Bilder vom Rasen nicht gezahlt haben. Das Stadion selbst gebe die GVE nur zu gern als Schauplatz her - nicht zuletzt aus PR-Zwecken, sagt Kunze, und das sei „als Kulisse sehr begehrt“.
In dieser Woche hat Sport1 die letzten der insgesamt fünf Teile des Duisburg-Bochum-"Fantauschs" ausgestrahlt. Der Drehort kam übrigens zufällig zustande, sagt Kunze: „Die wollten sich auf neutralen Boden treffen.“ Der MSV- und der VfL-Fan hätten sich auch in Gelsenkirchen oder Oberhausen gegenüberstehen können. Während Welling den Dreh weiter für eine Sache hält, „die nicht zu diskutieren ist“, gibt sich Kunze zumindest in Bezug auf die Arena als Essener Lokalpatriot: „Die wollten endlich mal ein schönes Stadion sehen.“